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Das Geschäft mit dem perfekten Lächeln boomt – doch die Risiken sind enorm.
Die Werbung verspricht ein strahlendes Lächeln zu einem Bruchteil der Kosten einer klassischen Zahnspange. Anbieter wie Dr. Smile und Smile Union setzen auf sogenannte Aligner – durchsichtige Zahnschienen, die diskret Zahnfehlstellungen korrigieren sollen. Was verlockend klingt, birgt jedoch erhebliche Gefahren für die Zahngesundheit.
Ein lukratives Geschäftsmodell
Aligner werden oft als die einfache, schnelle und kostengünstige Alternative zu herkömmlichen Zahnspangen beworben. Marktführer Dr. Smile bietet die Behandlung in einer Art Online-Fernbehandlung an. Patienten besuchen zunächst eine Partnerzahnarztpraxis, erhalten ihre Zahnschienen per Post und dokumentieren den Fortschritt anschließend eigenständig – oft per Selfies. Manche Anbieter, wie Smile Union, lassen ihre Kunden sogar den Zahnabdruck selbst anfertigen.
Die Preise beginnen bei verlockenden 33 Euro pro Monat, was zunächst günstig erscheint. Doch ein Blick ins Kleingedruckte zeigt: Die Zahlungszeiträume erstrecken sich oft über sechs Jahre, wodurch schnell Kosten von 4000 Euro oder mehr anfallen.
Warnungen aus der Fachwelt
Kieferorthopäden schlagen Alarm. Ohne umfangreiche Eingangsuntersuchungen und Röntgenbilder könne es zu gravierenden Fehlern kommen. „Es gibt Fälle von gelockerten oder verlorenen Zähnen, Sprachstörungen und Bissproblemen“, erklärt Hans-Jürgen König, Vorsitzender des Berufsverbands der Kieferorthopäden. Besonders besorgniserregend seien nicht erkannte Erkrankungen wie Parodontitis, die während der Behandlung aufflammen können.
In einem Gutachten der Charité wurde deutlich, dass einige Patienten in ihrem Zustand überhaupt nicht mit Alignern behandelt werden durften. Dennoch wurden sie behandelt – mit teils schweren Folgen.
Politik und Verbraucherschutz: Fehlende Regulierung
Trotz wachsender Kritik bleiben die umstrittenen Geschäftsmodelle weitgehend unreguliert. Bereits 2018 warnte König in einem Fachartikel vor den Risiken, wurde jedoch wegen seiner Aussagen verklagt. Auch ein 2021 eingebrachter Vorschlag der FDP, gewerbliche Anbieter stärker zu kontrollieren, wurde abgelehnt.
Christian Barthelt von der FDP, selbst Zahnarzt, räumt ein: „Wir sehen das Problem, aber es gibt derzeit dringlichere Herausforderungen im Gesundheitswesen.“
Dr. Smile: Ein undurchsichtiges Firmengeflecht
Hinzu kommt die Intransparenz des Marktführers Dr. Smile, der unter der Dachfirma Urban Technologies operiert. Patienten berichten von unübersichtlichen Vertragsbedingungen und dem Verlust ihres Widerrufsrechts unmittelbar nach Vertragsabschluss. Die Verbraucherzentralen verzeichnen zunehmende Beschwerden.
Auch die Haftungsfrage ist komplex. Partnerzahnarztpraxen sind zwar Pflichtmitglieder der Zahnärztekammer und somit kontrollierbar, doch die eigentliche Verantwortung bleibt oft unklar. In einer angeblichen Partnerklinik in Düsseldorf soll laut Recherchen noch nie eine zahnmedizinische Behandlung durchgeführt worden sein.
Risiko DIY-Zahnkorrektur
Die Europäische Vereinigung Kieferorthopädischer Berufsverbände (EFOSA) warnt in einem Spot eindringlich vor Do-it-yourself-Alignern. Der Vergleich: Ein Laie, der an einer Steckdose schraubt – mit potenziell fatalen Folgen.
Selbst die neue „Premium-Behandlung“ von Dr. Smile, bei der zusätzliche Praxisbesuche angeboten werden, sorgt für Kritik. Die Mehrkosten von bis zu 1200 Euro machen die Behandlung fast so teuer wie die beim herkömmlichen Kieferorthopäden – jedoch ohne die umfassende Betreuung, die dort üblich ist.
Fazit
Die Versprechen der gewerblichen Aligner-Anbieter sind verlockend, doch die Risiken überwiegen. Wer auf eine sichere Zahnkorrektur Wert legt, sollte auf die Expertise von Kieferorthopäden vertrauen. Eine fundierte Diagnostik, regelmäßige Kontrolltermine und transparente Kosten bieten nicht nur Sicherheit, sondern auch ein dauerhaft strahlendes Lächeln.