In den letzten Jahren hat sich viel im deutschen Rentensystem verändert. Insbesondere die neuen Regelungen zur Rente ab 63 bieten viele Möglichkeiten, die es Arbeitnehmern erleichtern, ihren Ruhestand flexibel zu gestalten. Wie diese neuen Regelungen konkret aussehen und was sie für Arbeitnehmer bedeuten, zeigt das Beispiel von Karlo Majcen, einem Blechnermeister aus der Nähe von Freiburg.
Ein Leben für den Beruf
Karlo Majcen hat mit 17,5 Jahren seine Karriere begonnen und sich mit 30 Jahren zum Blechnermeister qualifiziert. Nach über 31 Jahren im Handwerk leidet er nun unter den körperlichen Belastungen seines Berufs. Mit 61 Jahren hat er noch knapp fünfeinhalb Jahre bis zur Regelaltersrente. Die Aussicht auf eine monatliche Rente von etwa 2.500 Euro klingt zunächst vielversprechend. Doch Majcen fürchtet, dass sein Körper die Belastungen nicht mehr bis zur regulären Rente durchhält.
Vorzeitige Rente und finanzielle Einbußen
Ab April 2026 könnte er in Rente gehen, jedoch würde dies bedeuten, dass er fast vier Jahre weniger in die Rentenkasse eingezahlt hätte. Dadurch würde seine Rente auf 2.260 Euro sinken – und er müsste Abschläge von 13,8 Prozent hinnehmen. Das führt zu einer monatlichen Rente von etwa 1.960 Euro, was einen Verlust von rund 6.000 Euro jährlich bedeutet. Diese Perspektive ist frustrierend für viele, die wie Majcen einen körperlich anstrengenden Job haben und auf die Rente angewiesen sind.
Flexirente: Mehr Möglichkeiten für Arbeitnehmer
Doch es gibt Hoffnung. Der Sozialverband VdK bietet Beratungen an, die zeigen, dass die Einführung der Flexirente im vergangenen Jahr es vielen Arbeitnehmern ermöglicht, früher in Rente zu gehen, ohne dabei auf ein geregeltes Einkommen verzichten zu müssen. Wer bereits in Rente geht, kann unbegrenzt hinzuverdienen, ohne Rentenkürzungen befürchten zu müssen. Das bedeutet für Karlo Majcen, dass er seine Rente aufstocken könnte, indem er weiterhin arbeitet und so gleichzeitig seine Rente und sein Einkommen erhöht.
Finanzierung der Rentenabschläge
Mit dem flexiblen Rentenmodell könnte Majcen seine Brutto-Rente von etwa 2.260 Euro nutzen und gleichzeitig weiterhin arbeiten, um die monatlichen Abschläge von rund 300 Euro auszugleichen. Über 20 Jahre Rentenbezug müsste er insgesamt etwa 72.000 Euro dazuverdienen, um seine Einbußen auszugleichen. Durch die gleichzeitige Auszahlung von Rente und Gehalt könnte Majcen ein höheres monatliches Einkommen erzielen.
Wichtige Punkte für die Planung
Die Flexirente bietet jedoch auch Herausforderungen. Ein entscheidender Aspekt ist, dass die Rente nicht voll beantragt werden sollte, um den Anspruch auf Krankengeld zu behalten. Zudem erhöht das zusätzliche Einkommen den Steuersatz, was berücksichtigt werden muss. Daher ist es ratsam, einen Termin mit einem Steuerberater zu vereinbaren, bevor endgültige Entscheidungen getroffen werden.
Verlängerung der Arbeitszeit und Rentenaufschub
Für Arbeitnehmer, die gerne länger arbeiten möchten, gibt es auch verschiedene Anreize. Beispielsweise könnte Rudi, der bereits 2025 in Rente gehen könnte, dies tun und gleichzeitig weiterhin arbeiten. Wenn er die Rente nicht sofort in Anspruch nimmt, kann er durch seine zusätzliche Einzahlung in die Rentenversicherung von einer Rentenaufschubprämie profitieren, die seine Rente nach der Auszeit deutlich erhöhen würde.
Fazit
Die neuen Regelungen zur Rente ab 63 bieten viele Optionen, die individuell genutzt werden können. Es ist jedoch wichtig, sich umfassend zu informieren und die eigenen finanziellen Möglichkeiten sorgfältig zu planen. Ob durch frühzeitige Inanspruchnahme der Rente oder durch längeres Arbeiten – jede Entscheidung hat ihre Vor- und Nachteile.
Wer sich intensiver mit den neuen Regelungen auseinandersetzen möchte, kann auf der Website der Deutschen Rentenversicherung weitere Informationen finden und Online-Rechner nutzen, um die beste individuelle Lösung zu finden.
Ein weiteres nützliches Hilfsmittel ist das Video, das detailliert die Thematik beleuchtet und viele Aspekte der neuen Rentenregelungen anschaulich erklärt.
Insgesamt ist klar: Der Weg in den Ruhestand muss nicht steinig sein. Mit der richtigen Planung können Arbeitnehmer ihre Rente optimal gestalten und ihre finanziellen Einbußen minimieren.