Die Preise für den Führerscheinerwerb in Deutschland schießen seit Jahren in die Höhe. Eine Anmeldung kostet allein rund 460 Euro, Fahrstunden schlagen mit 130 Euro für 45 Minuten zu Buche. Kein Wunder, dass viele Deutsche Alternativen suchen. Ein Weg führt ins EU-Ausland, wo oft mit günstigen Preisen und unkomplizierten Abläufen geworben wird. Doch lohnt sich das wirklich? Und ist es legal? Wir haben den Test von ARD und ZDF genauer unter die Lupe genommen.
Der Führerschein: Ein teures Unterfangen in Deutschland
Der Führerscheinerwerb in Deutschland ist anspruchsvoll und mit langen Wartezeiten verbunden. Knapp die Hälfte der Prüflinge fällt durch – 42 % in der Praxisprüfung, 49 % in der Theorie. Zudem steigen die Anforderungen stetig, was mehr Fahrstunden und höhere Kosten bedeutet. Viele Familien sparen bereits im Voraus, damit ihre Kinder sich den Führerschein leisten können.
Polen: Schnell und günstig, aber mit Haken
In Polen kostet der Führerschein nur rund 1.200 Euro. Die Fahrschule in Breslau bietet den Unterricht sogar auf Deutsch an, und Fahrstunden dauern volle 60 Minuten – im Gegensatz zu den 45 Minuten in Deutschland. Autobahn- und Nachtfahrten sind dort jedoch nicht vorgeschrieben, und das gesamte Verfahren dauert maximal zwei Monate.
Der Haken: Laut EU-Richtlinie darf man seinen Führerschein nur dort machen, wo man mindestens 185 Tage pro Jahr lebt. Ohne Wohnsitz in Polen wird es also nichts mit dem vermeintlichen Schnäppchen.
Irland und Malta: Noch günstiger, aber aufwendig
Andere EU-Länder locken mit noch niedrigeren Preisen. In Irland kostet der Führerschein beispielsweise nur 1.000 Euro, in Malta 1.500 Euro. Aber auch hier gilt: Ohne Wohnsitz bleibt der Traum vom günstigen Führerschein unerreichbar. Wer bereit ist, für ein halbes Jahr ins Ausland zu ziehen, kann jedoch ordentlich sparen.
Tschechien: Schlupflöcher und hohe Bestehensquote
In Tschechien gibt es Angebote, die die Wohnsitzregelung umgehen. Durch die Anmeldung eines Gewerbes oder das Mieten eines Büros wird ein „faktischer Bezug“ zum Land hergestellt. Kostenpunkt: etwa 4.500 Euro. Die Fahrschule in Karlsbad wirbt zudem mit einer Erfolgsquote von 98 %. Martin, ein deutscher Prüfling, hat nach vier gescheiterten Versuchen in Deutschland in Tschechien sofort bestanden. Doch Vorsicht: Solche Angebote bewegen sich rechtlich in einer Grauzone.
Illegale Angebote: Finger weg!
Im Internet finden sich zahlreiche Anbieter, die Führerscheine ohne Prüfung und Fahrstunden versprechen. Kosten: rund 950 Euro. Doch solche Dokumente sind illegal. Wer damit in eine Kontrolle gerät, riskiert eine Freiheitsstrafe von bis zu einem Jahr oder hohe Geldstrafen.
Der ADAC warnt
Der ADAC sieht Führerscheine aus dem Ausland kritisch. Die Standards seien oft niedriger, was die Verkehrssicherheit gefährden könnte. „Der deutsche Führerschein ist ein sehr sicherer Führerschein“, betont der Verband. Zudem sei der rechtliche Rahmen oft unklar.
Fazit: Verlockend, aber nicht immer sinnvoll
Ein Führerschein im Ausland kann eine günstige Alternative sein, ist jedoch oft mit rechtlichen Hürden verbunden. Ohne einen tatsächlichen Wohnsitz im EU-Ausland wird es schwierig. Wer auf dubiose Anbieter zurückgreift, riskiert nicht nur viel Geld, sondern auch rechtliche Konsequenzen. Für eine langfristige Lösung setzt die EU auf eine Angleichung der Führerscheinstandards – doch das wird noch dauern.