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Betrüger nutzen die Namen prominenter Persönlichkeiten, um gefälschte Geldanlagen glaubwürdig erscheinen zu lassen. Der Fall von Siegfried Berger zeigt, wie perfide und professionell diese Masche funktioniert und welchen Schaden sie anrichtet.
Ein Lebenstraum zerplatzt: 34.000 Euro verloren
Siegfried Berger, der seinen richtigen Namen nicht preisgeben möchte, wollte mit seinem Ersparten seinen Sohn beim Hausbau unterstützen. Dafür hatte der Rentner insgesamt 34.000 Euro beiseitegelegt. Doch heute ist das Geld weg. Fassungslos erzählt er: „Das war für mich die größte Enttäuschung über mich selbst, dass ich auf diese Nummer hereingefallen bin.“
Im Mai dieses Jahres stieß Berger im Internet auf einen angeblichen Artikel von Tagesschau.de. Dieser behauptete, der bekannte Komiker Dieter Hallervorden habe in der Talkshow von Markus Lanz über seine erfolgreiche Geldanlagestrategie mit Online-Trading gesprochen. „Der Artikel wirkte absolut glaubwürdig“, so Berger. Zweifel kamen erst sehr viel später.
Gefälschte Firmen und professionelle Abläufe
Ein Link im Artikel führte ihn zu der vermeintlichen Finanzberatungsfirma „Interalgo“ mit Sitz in Wien. Dort sollte er Geld investieren. „Ich habe meinen Namen, meine E-Mail-Adresse und meine Telefonnummer angegeben“, berichtet Berger. Kurz darauf erhielt er eine Mail von einer angeblichen „Kontomanagerin“ namens Anna Lau. Sie wies ihm den „Anlageberater“ Martin Becker zu, der telefonisch Kontakt aufnahm.
„Sie müssen einfach nur Schritt für Schritt tun, was wir Ihnen sagen“, lautete die Anweisung. Anfangs sollte Berger 250 Euro einzahlen, danach forderte der Berater schrittweise höhere Summen: zweimal 5000 Euro und schließlich zweimal 10.000 Euro. Schon bald zeigte das Online-Konto hohe Gewinne an.
Doch als Berger seine vermeintlich erwirtschafteten 190.000 Euro auszahlen lassen wollte, begannen die Probleme. Ein Schreiben der angeblichen Firma „Blockchain“ erklärte, er müsse ein neues Konto eröffnen und erneut Geld einzahlen, um seine Gewinne zu erhalten. „Mir war von diesem Zeitpunkt an klar, dass meine eingezahlten Beträge weg sind“, erinnert sich der Rentner.
Cyber-Trading-Fraud: Ein wachsendes Betrugssystem
Der Fall von Siegfried Berger ist kein Einzelfall. Experten bezeichnen diese Masche als Cyber-Trading-Fraud. Dabei werden gefälschte Artikel mit Werbeanzeigen verlinkt, die Prominente wie Dieter Hallervorden, Markus Lanz oder Helene Fischer angeblich als Befürworter von Geldanlagestrategien zeigen.
André Wolf von der Organisation Mimikama, die Falschmeldungen und Internetbetrug beobachtet, erklärt: „Diese Masche gibt es in unterschiedlichen Varianten schon länger. Die Betrüger ködern ihre Opfer mit vermeintlichen Nachrichtenartikeln, die glaubwürdig wirken.“ Die Links führen auf professionell gestaltete Fake-Webseiten, die große Medien wie die Bild-Zeitung oder die Tagesschau imitieren.
Millionenschäden und menschliche Tragödien
Die Zentralstelle für Cyberkriminalität bei der Staatsanwaltschaft Bamberg registrierte seit 2019 Anzeigen mit einem Gesamtschaden von 350 Millionen Euro. Oberstaatsanwalt Nino Goldbeck warnt, dass dies nur die Spitze des Eisbergs sei, da viele Opfer den Betrug nicht zur Anzeige bringen. „Wir sehen Fälle, in denen siebenstellige Beträge verloren gehen. Die finanziellen Verluste zerstören ganze Familien und führen in einigen Fällen zu schweren persönlichen Tragödien wie Suiziden.“
Die Betrüger agieren meist aus dem Ausland. Ermittler fanden Callcenter in Georgien, der Ukraine, Israel, Serbien oder Bulgarien. Dutzende, teils hunderte Mitarbeiter sprechen fließend die jeweilige Sprache der Opfer und arbeiten täglich daran, Vertrauen aufzubauen und Menschen zu betrügen.
Was sagen die betroffenen Prominenten?
Auch Dieter Hallervorden ist entsetzt, dass Betrüger seinen Namen missbrauchten. „Das ist von vorne bis hinten getrickst. Ich würde niemals solche unseriösen Tipps im Fernsehen geben,“ erklärt der Entertainer in seinem Theater in Berlin. „Die armen Leute, die darauf hereingefallen sind – ihr Geld ist futsch.“
So erkennen Sie Fake-Artikel
Wie kann man sich vor solchen Betrügereien schützen? André Wolf rät dazu, die URL der angeblichen Artikel genau zu prüfen. Oft unterscheidet sich die Web-Adresse leicht vom Original, etwa bei Seiten wie Tagesschau.de oder Spiegel.de. Ein einfacher Tipp: Kopieren Sie die Schlagzeile in eine Suchmaschine und prüfen Sie, ob es dazu vertrauenswürdige Quellen gibt. Wenn die Meldung sonst nirgendwo auftaucht, handelt es sich wahrscheinlich um einen Fake.
Ein Appell an die Vorsicht
Für Siegfried Berger kommen diese Erkenntnisse zu spät. Sein Geld ist im Ausland verschwunden, die Verantwortlichen bleiben unauffindbar. Doch er hofft, dass seine Geschichte andere Menschen warnt: „Ich werde künftig wachsamer sein. Vielleicht kann ich zumindest verhindern, dass andere auf denselben Betrug hereinfallen.“